Bauer Manfred Pfeiffer pflegt den Hochwasserschutz

Landwirt und Beckenwart Manfred Pfeiffer

Landwirt und Beckenwart Manfred Pfeiffer aus Kaumberg wird von seiner Frau Elisabeth unterstützt. ©Gregor Nesvadba

„Im Märzen der Bauer… die Rösslein einspannt“ – so heißt es in einem beliebten alten Volks- & Kinderlied. Besungen wird der Start der Bauern in die Feldarbeit im Frühjahr. Heute stecken die bäuerlichen „Arbeitstiere“ meist als Pferde-Stärken in den Traktoren, und so mancher moderner Landwirt übernimmt zusätzlich noch ganz andere Aufgaben, die in der Bevölkerung kaum bekannt sind.

Ein Beispiel dafür ist der Kaumberger Manfred Pfeiffer, der als Beckenwart das Hochwasser-Rückhaltebecken „Kaumberg-Untertriesting“ am Oberlauf der Triesting ganzjährig in Schuss hält. Unterstützt wird der Landwirt bei der Pflege des Schutzbaus in der Naturlandschaft der Triesting von seiner Frau Elisabeth.

Mit ihrem an der B 18 nahe der Viertelsgrenze von Most- & Industrieviertel gelegenen Hof hat sich das Ehepaar auf Milchviehhaltung samt Jungviehzucht sowie Forstwirtschaft spezialisiert. Der Biobetrieb hält derzeit insgesamt 30 Kühe und 20 Kalbinnen. Neben Lebendtieren zählen Bio-Rindfleisch sowie Brennholz und Hackschnitzel zu den wichtigsten Produkten im Angebot.

Mutiger Eintausch: Land gegen Sicherheit

Seit 2015 haben sich Arbeit und Leben der beiden gebürtigen Kaumberger mit dem westlichsten Triesting-Rückhaltebecken in der Nachbarschaft nachhaltig verändert. Damit der Hochwasser-Schutzbau errichtet werden konnte, verkauften die Pfeiffers Land. Ackerflächen, auf denen früher Mais und Getreide angebaut wurde, gingen in den Besitz des Triesting Wasserverbandes über. Die Pfeiffers stellten die Organisation ihrer Landwirtschaft neu auf – die Äcker wurden zu Grünland.

Die landwirtschaftliche Pflege dieses Grünlands zählt zu den wichtigsten Aufgaben von Beckenwart Manfred Pfeiffer und sorgt für das reibungslose Funktionieren des modernen Hochwasserschutzes. Sieht man vom Trocken-Jahr 2019 ab, ist die Rückhaltefläche dazu da, um mehrmals pro Jahr von kleineren Triesting-Hochwässern geflutet zu werden. So entsteht ein feuchter Unterboden, der für die Produktion von Grünfutter und Heu oder direkt als Weide für die Kühe genutzt wird.

Hochwasserschutz produziert Grünfutter

Zweimal pro Jahr mäht Manfred Pfeiffer als Beckenwart im Auftrag des Triesting Wasserverbandes die Flächen ab – und gewinnt damit Grünfutter für seine Tiere. Getreide würde durch die Überflutungen zerstört werden und wird daher nicht mehr angebaut. Der Wasserlauf der Triesting ist ein vitaler Lebensraum. Ihn gilt es zu beobachten, um rechtzeitig zu erkennen, wenn sich Veränderungen abzeichnen, die zur Gefahr werden könnten. Nach Hochwasserereignissen zählt dazu auch die Säuberung des Rückhaltebeckens von Schwemmgut. Elisabeth Pfeiffer sagt, dass sich die Landwirtschaft sehr gut dafür eignet, um genau diese Arbeiten mit zu erledigen.

Das Arbeitsprotokoll des Beckenwarts

Die technischen Prüfaufgaben als Beckenwart – wie die Messung des Grundwasserpegels oder den Funktionstest des Bypass-Kanals im Becken – übernimmt Manfred Pfeiffer mit Spezialgerät und einer Checkliste, mit der er wichtige Referenzwerte exakt nachprüft und für den Triesting Wasserverband und die Bezirkshauptmannschaft als Aufsichtsbehörde dokumentiert. Auch für den Notfall ist vorgesorgt. Sollte die Pfeiffers einmal urlaubs- oder krankheitsbedingt ausfallen, übernimmt der Neffe, der sich auch bei der Feuerwehr engagiert, als Stellvertreter die Aufgabe als Beckenwart.

Die ganze Familie zieht an einem Strang. „Es stimmt schon, dass es für einen Landwirt nie einfach ist, Eigentum an Grund und Boden aufzugeben und in ein reines Nutzungsrecht umzuwandeln. Aber als Bgm. Balber aus der Nachbargemeinde Altenmarkt uns erstmals die Idee eines Rückhaltebeckens auf unserem Grund präsentierte, waren wir dennoch positiv überrascht“, erinnert sich Elisabeth Pfeiffer.

Nach der Katastrophe 1991: „Endlich wieder ruhig schlafen!“

Schon seit mehr als zwanzig Jahren hatten sich die Pfeiffers selbst Gedanken gemacht, was sie unternehmen müssten, um massiven Hochwasserereignissen entrinnen zu können. Zu präsent war noch die Erinnerung an die Hochwasserkatastrophe 1991, als weite Teile des Wohngebäudes am Hof einen halben Meter unter Wasser standen. Das Ehepaar hatte damals zusätzlich mit den Folgen eines Großbrandes zu kämpfen, der nur 6 Wochen zuvor das Wirtschaftsgebäude komplett zerstört hatte. „Das Hochwasser war fast so schnell weg, wie es gekommen ist – in einer guten Stunde war der Spuk vorbei“, sagt Manfred Pfeiffer, „aber die Folgen der Flut haben uns lange beschäftigt. Wir haben damals sogar überlegt, unser Haus an einem anderen Standort komplett neu zu bauen.“

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©Gregor Nesvadba

Die Initiative der Gemeinde Altenmarkt und des Triesting Wasserverbandes hat die Beziehung zum Gewässer vor der eigenen Haustür nun deutlich entspannt. Das Rückhaltebecken „Kaumberg-Untertriesting“ schützt vor Starkregenereignissen, die über dem Schöpfl niedergehen, und immer wieder der Grund für Überflutungen in Altenmarkt und in den Nachbargemeinden waren. Nicht nur die Pfeiffers, sondern auch die Nachbarn und die Gemeinden am Unterlauf der Triesting können nun auch bei aufziehenden Gewitterfronten endlich wieder ruhig schlafen.

Landwirt und Beckenwart Manfred Pfeiffer - ©Gregor Nesvadba
©Gregor Nesvadba

 

 

 

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©Gregor Nesvadba